Rückblick -- Kavalan-Range -- 2013

 

Nach der Nürnberger Messe, wo wir einen Kavalan probieren durften, wollten wir mehr über diese Destillerie aus Taiwan erfahren. Dazu erwarben wir von jeder Abfüllung ein 10cl Sample, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Das Ergebnis war z. T. ernüchternd und im Großen und Ganzen dem neuen Trend angemessen: Fantasievolle Namen, keine Altersangaben und für das Gebotene reichlich überteuert. Im Einzelnen:

 
 

Die Standard-Abfüllung
Im Duft sehr leicht, malzig, buttrig, etwas Weingummi und überhitzte Herdplatte. Auch im Geschmack sehr weich und leicht, ein süßer Start, dann sehr viel Holz und leicht alkoholisch. Ein Grappa lässt grüßen. Der Nachklang bringt noch eine kurze Süße, dann lange Holzbalken und für die Preisklasse 60+ zu eintönig.

 
 

Port-Finish
Den Portwein spürt man gleich, dazu später noch Balsamico - vom Discounter. Butterkaramell, etwas frisch-mentholiges, Kirschen und Automatenkaugummi. Der Geschmack ist sehr leicht, Gewürze (Zimt), Rosinen und Mandelhaut. Dabei leicht trocken und mit einiger Schärfe. Im Nachklang Zwetschgenkerne, etwas Karamell und deutlich Holz, aber besser verbaut als beim Vorgänger. Dennoch leicht und höchstens mittellang.

 
 

Jetzt die Single Cask Abfüllungen, die 'Solisten': Vinho Barrique
Im Duft zunächst Kleber und Lösungsmittel, später buttrige Bourbonnoten, Traubenzucker, Gummibärchen, Vanille und Shortbread. Im Geschmack zunächst kräftig und alkoholisch, wird aber schnell zahmer, aufgeschäumte Butter, Waldmeister, Mandeln, etwas Nelke und auch hier Shortbread. Der Nachklang ist mittellang, etwas trocken und holzig - aber von der warmen, weichen Sorte.

 
 

Der Solist Bourbon
Sehr süß - und sehr zurückhaltend. Er braucht viel Zeit. Als erstes erscheinen weiche Getreidenoten, dann wird er erdig und leicht mineralisch, ledrig und ein wenig moosig. Fast wie ein Bowmore. Gelbe Früchte, ganz leicht torfig, später cremige Vanille und etwas Brühwürfel. Der Geschmack wiederum nach einer Explosion im Mund sehr leicht, Bourbonnoten, Vanille, Kaugummi, Akazienhonig, Traubenzucker, Farn und Moos. Nachklang leicht, Traubenzucker und Lindenblüten.

 
 

Der Solist Sherry
Der Erste, der von Anfang an mit uns spricht! Tiefe, süße Sherrynoten, Rosinen mit Kakao bestäubt, Nelken, Kirschen, Schokolade, Lebkuchen, dunkler Honig und Zedernholz. Sehr lecker, auch der leicht metallische Einschlag. Im Geschmack eine kräftige Explosion und sehr vielschichtig. Magenbrot, Zuckerkruste, Mandeln, leichte Bitterkeit, fast etwas medizinisch. Der Geschmack verflacht allerdings auch hier schneller als wünschenswert und der Nachklang ist brotig, mit Kakaosplittern und haftet einigermaßen mit schönen Karamellnoten.

 
 

Der Solist Fino-Sherry
Süß-mineralischer Duft, wird erdiger, kräftiges Schwarzbrot, dann fruchtiger, Honig und Weingummi, jetzt cremig, sahnig und buttrig wie Bisquitteig. Der Geschmack bringt zu Beginn trockene Finonoten, überhaupt Trockenobst und Fritt-Kaubonbon, ist recht kurzlebig und etwas enttäuschend. In dieser Preisklasse darf man getrost mehr erwarten!

 
 

Fazitversuch: Der Duft der Kavalane ist meist sehr verheißungsvoll, auch ist das erste Mundgefühl - zumindest bei den 'Solisten' - eine positive Überraschung. Leider brechen sie danach ziemlich ein und es fehlt ein Mittelteil, das zum Nachklang tragen sollte. Sie sind unseres Erachtens alle etwa 30 Euro zu teuer für das, was sie bieten - und der Fino Sherry ist mit seinen 250,-EUR jenseits von irgend einem Preis/Leistungsverhältnis...!

 
 

 

Gut, daß wir Samples geordert hatten - die Großflaschen hätten (fast alle) weh getan.